Die New Work-Ära ist eingeläutet. Was bedeutet das für Bürokonzepte?
Die New Work-Ära ist eingeläutet. Was bedeutet das für Bürokonzepte?
New Work – mit diesem Begriff verbinden viele Menschen quietschend bunte Möbel und offene Lounges in Büros, Meeting-Räume unter verschiedenen Mottos und Telefonzellen mitten im Office. Stimmt! Das ist New Work, aber nur ein kleiner Teil davon. Hier erfahren Sie, welche Theorie dahintersteckt, warum wir quasi über Nacht in die New Work-Welt katapultiert wurden und warum New Work nicht ohne New Office geht.
New Work steht, sehr vereinfacht ausgedrückt, für eine global vernetzte Arbeitswelt, in der digitale Arbeitsweisen dominieren. Geprägt wurde der Begriff vor über 40 Jahren von dem austro-amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann. Dieser stellte die These auf, dass Megatrends wie die Digitalisierung und die Globalisierung eine fundamentale Veränderung der Arbeitswelt auslösen, die in neuen Arbeitsformen mündet. Arbeit fände zunehmend im virtuellen Umfeld statt – unabhängig von Zeit, Raum und Ort.
Heute wissen wir, wie richtig der Philosoph mit seiner These lag. Seit etwas mehr als einem Jahr gehen viele Arbeitnehmer ihrem Job genauso nach, wie es der Denker vorhergesehen hat: Digital vernetzt. Verbunden mit ihren Kollegen sind sie nur über dünne Glasfaserkabel, die den Austausch per Videotelefonie und den orts- und zeitunabhängigen Zugriff auf relevante Daten ermöglichen. Diese Entwicklung hat einen starken Initialreiz in Richtung New Work gesetzt. Vollständig angekommen in der neuen Arbeitswelt sind wir aber noch nicht. Dazu gehört mehr als ein bisschen Homeoffice und ein paar digitale Tools. Es braucht eine nachhaltige Veränderung im Mindset.
Zum Beispiel müssen in der digital vernetzten Welt mit ihrer enormen Veränderungsgeschwindigkeit immer schneller Entscheidungen getroffen werden. Daher werden bereits heute Hierarchien zunehmend abgebaut und das Thema Führung neu gedacht. Immer seltener geben Chefs vor, was zu tun ist. Stattdessen coachen sie ihren Teams, gemeinsam Ideen zu entwickeln und eigenständige Entscheidungen zu treffen. So geht vieles schneller. Dafür bedarf es allerdings der richtigen Arbeitsformen, -modelle und -umfelder. Die Frage ist nur: Wie werden diese aussehen? Lassen Sie uns darauf die richtigen Antworten finden.
Fest steht: Remote Work wird ein Bestandteil der neuen Arbeitswelt sein und die Arbeitskultur nachhaltig beeinflussen. Denn das virtuelle Arbeiten bringt viele Vorteile mit sich – mehr Flexibilität, eine bessere Work Life Balance und eine bessere CO2-Bilanz. Als soziale Wesen brauchen wir aber zusätzlich einen Begegnungsort, in dem wir uns mit unseren Arbeitskollegen direkt austauschen können. Nicht unbedingt täglich, aber regelmäßig.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Homeoffice Experience“ des Fraunhofer Instituts. Diese prognostiziert, dass es nach der Pandemie zu einer Vermischung der digitalen und analogen Arbeitswelten kommen wird. Arbeitnehmer und Arbeitgeber picken sich dann das Beste aus beiden Welten heraus und kombinieren es miteinander.
Solche „hybriden Modelle“ spalten die Arbeitswelt dann in zwei Bereiche – den virtuellen und den analogen. Unsere Hypothesen:
Deutsche Bank, Düsseldorf
Ein Arbeitstag in der New Work-Ära könnte zum Beispiel so aussehen: Am Vormittag arbeitet der Arbeitnehmer im Homeoffice in Ruhe seine To Dos ab. Kurz vor der Mittagspause fährt er ins Büro und trifft sich mit Kollegen zum Lunch. So bleiben Teams in Kontakt – außerdem beflügelt der informelle Austausch kreative Ideen, die vielleicht schon beim anschließenden gemeinsamen Brainstorming erste Früchte tragen.
Es kann aber auch genauso gut Phasen geben, in denen Mitarbeiter – je nach der eigenen Bedürfnislage – über Tage hinweg gar nicht ins Headquarter fahren. An Meetings mit dem Team oder an Besprechungen mit externen Partnern nehmen sie per Videocall teil.
Für Sie als Arbeitgeber wird es in der nächsten Zeit daher vor allem darum gehen, die perfekte Mischung zwischen Homeoffice und Präsenzarbeit auszuloten und die richtige Büroinfrastruktur zu schaffen. Wenn konzentriertes Arbeiten künftig eher in den eigenen vier Wänden stattfindet – wofür sollten Sie dann noch Großraumbüros mit aneinandergereihten Schreibtischen im fahlen Neonlicht vorhalten? Das macht keinen Sinn! Natürlich wird es auch in Zukunft noch Arbeitnehmer geben, die regelmäßig im Büro arbeiten. Aber eben nicht mehr in der alten Größenordnung. Konzentriertes Arbeiten im Office ist vor allem für den Teil der Arbeitnehmer relevant, die zwischen zwei Meetings nicht mehr nach Hause fahren wollen. Oder für die, die zuhause keinen ruhigen Rückzugsort finden. Laut der Fraunhofer-Studie trifft das auf 10 Prozent der Arbeitnehmer zu.
Für größten Teil der Mitarbeiter wird das Büro künftig eher zum Ort der Begegnung, zur Keimzelle kreativer Ideen. Um das zu beflügeln, werden bestimmte Office-Bereiche künftig eher einen Lounge- und Spielplatzcharakter haben. Im Prinzip ist alles willkommen, was die Kreativität und den Ideenreichtum von Arbeitnehmern fördert.
Dazu gehören gemütliche Ecken, in denen Mitarbeiter ihren Gedanken freien Lauf lassen können und eine Mensa, die eher an ein hippes Lokal erinnert als an eine Kantine. Mitarbeiter treffen sich zudem in Themenräumen, um Ideen zu generieren. Das kann der Lego-Raum sein, der zum gemeinsamen Tüfteln und Knobeln einlädt, der Dschungelraum mit vielen sauerstoffspendenden Büropflanzen oder auch der Videospielraum zum gemeinsamen Zocken. Auch dabei entstehen produktive Gedanken.
Deutsche Bank, Düsseldorf
Wie diese Begegnungsstätten im Detail aussehen könnten – dafür gibt es keine Blaupause. Unser Tipp: Gehen Sie mit ihren Teams in Austausch und eruieren Sie Bedürfnisse und Wünsche. Auf dieser Basis lässt sich das perfekte Konzept entwickeln, das exakt zu Ihrem Unternehmen passt.
Die Zukunft dürfte in den meisten Fällen Multispace-Büros gehören, in denen Arbeitnehmer je nach Bedürfnis und zu erledigender Aufgabe in verschiedenen Bereichen den richtigen Platz finden – egal, ob für eine konzentrierte Einzelarbeit, die Kreativsession oder Kick-Offs mit dem Team.
Dafür sollte das Büro der Zukunft die fünf folgenden Bedürfnisse erfüllen:
Fazit: Das Standardbüro ist tot, es lebe das moderne Büro! Viele Unternehmen werden zukünftig auf den Multispace-Ansatz setzen, der Arbeitnehmern die Umgebung bietet, die perfekt zur Lösung der jeweiligen Aufgaben geeignet ist. Der Bürobesuch wird dann seltener, dafür aber werthaltiger sein. Wenn das keine Aussichten sind, auf die Arbeitnehmer sich freuen können… dann wissen wir auch nicht.